Neues Töpferwerkzeug im Einsatz
Hauptsächlich brauche ich ja zum Töpfern meine Hände, doch es gibt auch ein paar nicht unwichtige Werkzeuge. Wie z.B. Drehhölzer. Diese unterstützen beim Drehen auf der Töpferscheibe die endgültige Formgebung und sorgen dafür, dass das Gefäß außen glatt wird.
Vor vielen Jahren, noch als ich in der Ausbildung war, habe ich mir in Höhr-Grenzhausen bei einem alten Herrn wunderschöne handgemachte Drehhölzer gekauft. Eigentlich war dieser Herr Pfeifenschnitzer (seine Werkstatt kann man übrigens heute noch besichtigen, sie wurde von seinen Kindern als kleines Museum erhalten, es gibt aber anscheinend keine Internetseite dazu). Und nebenher stellte er auch Töpferwerkzeuge aus Hartholz her. So viele Jahre habe ich nun damit gearbeitet, doch so langsam ist wirklich nicht mehr viel von ihnen übrig (die zwei rechten sind alt), ich musste mich also nach Ersatz umsehen. Den kann man natürlich ganz einfach im Keramikfachhandel kaufen, aber ich bin ja verwöhnt… Die dort angebotenen Hölzer sind mir oft zu dick, das Holz ist zu weich oder es gibt gar nicht die Form, die ich mir wünsche. Frust!
Dann kam mir die Idee, meinen Kunsthandwerkerkollegen Drechslermeister Heinrich Schilling zu fragen, ob er Lust hat, mir ein paar Drehhölzer zu fertigen.
Sind sie nicht wunderschön geworden?!?
O.k., Schönheit ist nicht unwichtig, doch darüberhinaus sind sie aus verzugsfreien, schön harten Obstbaumhölzern gefertigt, sie sind dünn, aber fest, ganz glatt und liegen einfach gut in der Hand. Es ist ein Vergnügen, damit zu arbeiten!
Darum möchte ich sie auch gleich noch in Aktion zeigen, hier zeige ich also einmal, wie ich eine große Salatschüssel drehe:
Das sind 3,2kg Ton, geknetet und zu einem einigermaßen runden Hubel geschlagen, den habe ich auf die Mitte der Töpferscheibe geknallt.
Nun zentriere ich diesen Tonklumpen bei laufender Scheibe. D.h., durch den Druck meiner Hände sorge ich dafür, dass der Tonklumpen absolut rund läuft.
Dann breche ich den Ton auf. Mit den Daumen bohre ich eine Öffnung und drücke sie so weit hinunter, bis nur noch eine dünne Tonschicht bleibt, die den Gefäßboden bildet.
Danach beginne ich, die Wandung hochzuziehen. Die linke Hand innen und die rechte Hand außen sorgen mit genau dosiertem Druck dafür, dass der Ton nach oben wandert und das Gefäß zu wachsen beginnt.
Einer zweiter Zug, bei dem nur die Hände zum Einsatz kommen. Nach dem zweiten Zug sollte die Keramik schon ungefähr endgültige Höhe und Durchmesser haben.
Jetzt kommt das Drehholz zum Einsatz, von innen drückt weiterhin die linke Hand, von außen halte ich mit dem Holz gegen. Dieser letzte Zug sorgt für die endgültige Größe und grob für die endgültige Form, also z.B. für den Grad der Bauchigkeit. Außerdem verschwinden durch die Benutzung des Holzes die Drehrillen. Will man ein rustikales, gerilltes Aussehen der Keramik, so wie z.B. bei mittelalterlichen Formen, darf man also kein Holz verwenden.
Nun noch die Feinarbeit, auch dafür benutze ich ein Holz. Zum Schluss ist die Wandung dann idealerweise schön geschwungen. Und was die Größe betrifft, bin ich an den Punkt angekommen, den das Stechmaß anzeigt. Sehen Sie den dünnen Stab, der von rechts oben ins Bild hineinragt? Das ist das Stechmaß, ein weiteres Hilfsmittel beim Drehen. Dessen Spitze markiert hier die 20cm Höhe und den Durchmesser von 33cm, die die fertige Schüssel haben sollte. Hat geklappt! :-)