Blau gemacht – Cyanotypie an der Kunstakademie Trier
Passend zur Urlaubszeit habe ich vergangene Woche *Blau gemacht*, allerdings ganz produktiv. Ich besuchte einen Kurs über Cyanotypie an der Europäischen Kunstakademie in Trier.
Bei der Cyanotypie handelt es sich um ein altes fotografisches Verfahren. Mit Hilfe von mit Eisensalzen beschichtetem Papier, einem Negativ in Größe 1:1, etwas Sonnenlicht und schließlich Wasser zum Auswaschen und Fixieren kann man so z.B. nostagische Urlaubsbilder in herrlichen Blautönen erstellen. Das Verfahren ist völlig ungiftig und man braucht keinerlei teure oder sperrige Ausrüstung wie z.B. Belichtungslampen, Dunkelkammer usw..
Für blauweiß Fotos braucht man eigentlich nur ein digitales Bild, ein Bildbearbeitungsprogramm, um ein Negativ zu erstellen und einen Drucker. Hier hängen verschiedene Motive zum Trocknen, die auf ganz normalem Papier ausgedruckt wurden, welches dann mit Öl transparent gemacht wurde.
Einfacher ist es allerdings, direkt auf Transparentpapier zu drucken, Fotofolie jedoch muss nicht sein.
Spannender finde ich persönlich aber die Möglichkeit, sogenannte Photogramme zu erstellen. Dafür wird ein Objekt direkt auf das Fotopapier gelegt und belichtet, wie hier z.B. zarte Gräser.
Also, man braucht das lichtempfindliche Papier, ein Objekt, hier eine Pusteblume, und eventuell eine Glasplatte zum Sichern. Denn wenn das Objekt während der Belichtung bewegt wird, dann ist das Bild – verwackelt. :-)
Außerdem, jetzt im Sommer zur Mittagszeit, ca. 5 Minuten Sonnenlicht. Bei schlechteren Lichtverhältnissen entsprechend länger. Und man sollte aufpassen, dass man selber keinen Schatten auf das Bild wirft, sonst entsteht ein unbeabsichtigtes Schatten-Selbstportrait. ;-)
So sieht das Papier nach der Belichtung aus, jetzt sollte kein starkes Licht mehr darauffallen, sonst verschwindet das Bild. Ab damit ins Wasserbad zum Ausspülen. Das Wasser löst die Beschichtung aus den Bereichen, die nicht belichtet wurden, wieder heraus, diese werden wieder weiß. Der belichtete Bereich wird strahlend blau.
Und selbst so etwas Filigranes wie Pustblumensamen wird wunderschön abgebildet. Hier auf ganz einfachem Druckerpapier zum Ausprobieren, auf hochwertigerem Papier wäre das Photogramm noch schöner geworden.
Zum Trocknen ohne starkes Wellen des Papiers kleben hier Arbeiten der Kursteilnehmer an einem Spiegel.
Und hier ein kleiner Überblick über entstandene Cyanotypien.
Wir haben ja alle nur mal in diese faszinierende Technik hineingeschnuppert, die Kursleiterin Ute Lindner jedoch arbeitet schon seit vielen Jahren künstlerisch mit dieser Technik, vor allem auch in beeindruckenden Großformaten. Ein Blick auf www.utelindner.de lohnt sich.
Und ich werde mal schauen, wie sich Cyanotypie und Keramik vertragen. :-)