Cyanotypie auf Keramik – betörend blau
Endlich ist es soweit! Meine ersten betörend blauen Cyanotypien auf Naked Raku Keramik Objekten sind entstanden!
Zwei Jahre sind schon vergangen seit meinem Kurs in Cyanotypie (einem frühen fotografischen Verfahren, mehr im entsprechenden Blogbeitrag) an der Kunstakademie Trier. Selbstverständlich entstand schon damals die Idee, diese Technik auf Keramik umzusetzen. Ich habe damals auch entsprechende Versuche gemacht, um festzustellen, ob das überhaupt geht und wenn ja, wie. Nachdem mir das technische Vorgehen dann klar war, wanderte das Vorhaben allerdings erst einmal in tiefere Hirnschichten. Irgendwie fühlte ich, dass ich noch Zeit brauchte, um mir darüber klar zu werden, WIE die Umsetzung denn dann letztendlich aussehen sollte. Aber in den vergangenen Wochen war es dann endlich soweit. Auch der strahlende Sonnenschein der letzten Zeit spielte eine Rolle, denn die Cyanotypie auf Keramik braucht Licht. Denn unter dem Einfluss von Licht entwickelt sich in einem photochemischen Prozess dieses wundervolle Blau. Strahlendes Sonnenlicht ist dafür am besten geeignet.
Die Ausgangschemikalien sind interessanterweise nicht im geringsten blau. :-)
Es handelt sich um Ammoniumeisen (III)-citrat links und Rotes Blutlaugensalz rechts. Beides übrigens erfreulich ungiftig.
Diese Salze werden in destilliertem Wasser gelöst. Mit der Mischung der Lösungen entsteht eine lichtempfindliche Flüssigkeit, diese darf also nur im Dunkeln aufbewahrt werden. Unter Lichteinfluss entsteht eine stabile blaue Farbe.
Das ist übrigens schon lange bekannt, die alte Technik des Blaudrucks auf Textil beruht auf diesem Prozess. Und in den Frühzeiten der Fotografie entstand im Jahre 1841 das erste Photobuch überhaupt (über Meerespflanzen) verfasst von der Engländerin Anna Atkins. Natürlich habe ich auch recherchiert, ob es Beispiele für Cyanotypie auf Keramik gibt. Auf englisch gegooglet habe ich ein paar gefunden, aber wirklich nur ein paar. Keine in Verbindung mit Naked Raku Keramik. Doch genau diese Kombination macht die Sache für mich interessant. Auf „normaler“ niedrig gebrannter Keramik ist der Effekt nämlich ganz schön, aber in Verbindung mit den Effekten des Raku Brandes viel aufregender.
Bei meinen ersten Stücken nun habe ich ganz schlicht Pflanzen genutzt, um ein Photogramm zu erhalten. Ganz so wie Anna Atkins. Selbstverständlich kann ich aber auch mit Negativen arbeiten, das wird auch noch kommen.
Durch Teilbelichtungen kann ich mit verschiedenen Blautönen arbeiten, auch sehr reizvoll. Inspiration für diese Keramik ist ein von Farnen umwachsener Baumstumpf im Wald.
Am vergangenen Wochenende nun fand in Raeren in Belgien der Euregio Keramikmarkt statt und ich konnte meine ersten Keramik Cyanotypien dort präsentieren.
Zu meiner großen Freude habe ich beim diesjährigen Marktwettbewerb den 3. Preis gewonnen. Und da der Euregio Keramikpreis ein sogenannter Ankaufspreis ist, man dem Töpfereimuseum Raeren also für das Preisgeld Keramik für deren Sammlung verkauft, wird nun eine meiner ersten Keramik Cyanotypien dort im Museum stehen, das macht mich sehr glücklich. Das zweite ausgewählte Objekt ist übrigens ein *Gefäß für Gedanken*, auch das ist mir eine große Ehre.
Dies ist das für das Museum gewählte Stück, ein Dosenobjekt mit Abschluss und Deckel mit dem Abdruck von alten Eichenbalken gestaltet. Dazu dann die Cyanotypie von Eichenblättern auf Naked Raku Keramik.
Die Preisträger des Euregio Keramik Wettbewerbs (neben mir dieses Jahr Petra Wolf und Christine Möhring)gestalten im Folgejahr eine gemeinsame Ausstellung im Töpfereimuseum Raeren, dann möchte ich natürlich neue Keramiken in dieser Technik präsentieren. Es bleibt spannend. :-)
Als Schlussbild als Gegengewicht zu all dem Blau aber noch ein Bild mit in der Abendsonne rot leuchtenden Keramiken meines Kollegen John Townsend vom Euregio Keramikmarkt 2016.